Riga Tech Open 2014

Riga

„There is no point in e5“.

Ein junges Pärchen, das uns erst nach dem Weg fragt, dann eine geschlagene halbe Stunde hinter uns her trabt und sich dabei über nichts anderes als irgendwelche Eröffnungsvarianten unterhält.

Wir sind auf dem Weg von unserem Hotel auf die Halbinsel Kipsala. Zum internationalen Ausstellungszentrum, wo das Turnier stattfindet.

Als ich die Teilnehmerliste gesehen hab mit 64 Teilnehmern über 2400 Elo, hab ich ja ein Feld gestandener Großmeister erwartet. Vorgefunden haben wir dann aber ganz viele noch recht unbekannte Kiddies zwischen 12 und 20 Jahren. Und da waren hochinteressante Typen dabei, etwa ein 14jähriger Inder, der Alexei Shirov in der Schlussrunde ganz cool abgezogen hat.

Aravind shirov

2 Teilnehmer haben über 2700 Elo. Einer davon ist besagter Herr Shirov, und der andere trabt eben jetzt gerade mit seiner Freundin hinter uns her. Er wird sich später den ersten Platz mit Hrant Melkumyan teilen, nachdem er sich noch in der letzten Runde gegen Großmeister Savchenko ohne Rücksicht auf Verluste in unabschätzbare Verwirrungen gestürzt haben wird.

Rapport letzte runde

Savchenko-Rapport, wildes Gemetzel in der letzten Runde endet remis.

Alfred und Gerhard sind noch nicht da, sie spielen im B-Turnier und kommen erst zwei Tage später.

Als sie ankommen, bin ich schon von meinen Gegnern gut weichgespült und daher vollkommen entspannt. Dass übermäßiger Ehrgeiz fehl am Platz ist, hab ich gottlob schnell erkannt.

Bernhard hält sich bedeutend besser, muss sich in den ersten Runden nur einem ganz erstaunlichen jungen Amerikaner geschlagen geben und stibitzt sogar einem jungen ungarischen Großmeister (Elo 2595) den vollen Punkt.

Wir unternehmen so einiges. Gerhard zieht vorwiegend auf’s Land zur Vogelbeobachtung, einmal begleitet ihn Alfred. Bernhard und ich sind mehr für Spaziergänge durch die Altstadt, Jugendstil, alte Holzhäuser, Kirchen, eine Ausstellung über die jüngere Vergangenheit Lettlands (Museum der Besetzung Lettlands, 1940-1991). Und Cafés. Natürlich. Laima Schokolade, auch.

Jugenstil

Holzhaeuser

Dom

Nicht zu vergessen natürlich das Katzenhaus. Errichtet von einem reichen Kaufmann gegenüber dem Haus der Gilde, in die man ihn nicht aufnehmen wollte. Obendrauf zwei Katzen, mit dem Allerwertesten in Richtung Gilde. Ursprünglich. Nach einem Gerichtsurteil musste er die Katzen umdrehen lassen.

Katzenhaus

Alle gemeinsam haben wir Großmeister Tal besucht, der in Lienz ja bestens bekannt ist (wenn auch nur den älteren unter uns), sowohl sein Denkmal in einem Park in der Rigaer Innenstadt als auch sein Grab am äußeren Stadtrand. Etwas eigenwilliger Grabstein übrigens, aber genau so haben wir ihn tatsächlich in Erinnerung. Wie er im Hotel Traube qualmend von Tisch zu Tisch gezogen ist.

Tal

Unterdessen hat Bernhard im Haifischbecken noch lange Kurs auf eine IM Norm gehalten. Alfred, Gerhard und ich waren treue Fans und haben seine Partien immer bis zum Ende verfolgt.

Kulinarisch waren wir selbstverständlich sehr breit aufgestellt. Vom bei Einheimischen sehr beliebten (und uns von Sigurds Lanka empfohlenen) Lido, einem Selbstbedienungslokal mit lettischen Spezialitäten, über das von dem netten Mädel an der Information im Turniersaal empfohlene Beisl im Stadtzentrum, das einem Schachspieler gehört (und wo man auch Schachspielen kann), dem „Bellevue“ in unserem Hotel bis hin zum feinen Fischlokal, wo uns jedes einzelne Flossentier haarklein erklärt wurde, war alles dabei.

Typisch, werdet ihr jetzt sagen. Und ihr glaubt mir auch nicht, wenn ich euch jetzt sage, dass ich nicht die einzig treibende Kraft hinter diesen Streifzügen war? War aber so. Vier Feinschmecker auf Reisen. Schön.

Wie das Turnier ausgegangen ist, sollte ich vielleicht auch noch erwähnen.

Ach, schaut doch einfach selbst:
A-Turnier
B-Turnier

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